maandag 23 september 2013

Barrage Steve McQueen Artists' Book Erik Kessels Special Books Photography


Barrage (German Edition) Paperback

The photographic series Barrage emerged in the course of several stays in Paris. While walking the streets, Steve McQueen’s attention was drawn not to the historic façades or tourist attractions but to the gutter. Strange, string-tied bundles of rags, lying on the streets between sidewalk and traffic lane, form barriers (barrage) to channel the waste water from vegetable markets and shops into the sewer, an ancient and simple means used by Parisian street sweepers. The cropped and uneventful serial photography reveals how even the most unprepossessing things can be transformed into a visual event when seen through the attentive eyes of a viewer with a formalist turn of mind.


Sperren gegen den eiligen Blick

Von Christoph Tannert

Immer mehr Künstler und ein beträchtlicher Teil des Publikums glauben, heutige Kunst müsste Werbetafelgröße haben oder zumindest ins Grelle zielen. Die turbokapitalistische Kunstwelt, so scheint es, wünscht allzeit Reichstagsverpackungsmaße und bespielt am liebsten fremde Zuständigkeitsbereiche. Randgruppenexperten fallen auf die vermeintlichen Sensationen eines freien Handels mit Devisen und ästhetischen Substanzlosigkeiten herein. Das so genannte Event-Marketing inszeniert Rokoko-Schmonzetten in den Museen. Leitideen der späten neunziger Jahren orientieren auf das Modell "Lebensbilanzfälschung". Aber kann diese Kunst wirklich substanziell sein? Ist sie nicht nur selbstbezüglich aufgedonnert und aufgebläht und im tiefsten Inneren vielleicht völlig unsicher, wenn sie dieser infantilen Selbstdarstellung bedarf? Bündel im Rinnstein Wer im Taumel der großen Unterstützerfeten am Maschendrahtzaun leise Töne anschlägt, der hat, so scheint es, schon verloren. Der Brite Steve McQueen, geboren 1969, dem kürzlich der renommierte britische Turner-Preis zugesprochen wurde, zeigt derzeit seine fotografische Serie "Barrage" ("Sperre") in Berlin eine regelrechte Sperrmauer gegen den eiligen Blick. Bevor er als Gast des Künstlerprogramms des DAAD in die Stadt kam, war er 1998 durch Paris gezogen und hatte dort Aufnahmen von merkwürdigen Lumpenbündeln gemacht, die auf den Straßen der französischen Hauptstadt zu Hauf zwischen Gehsteig und Fahrbahn liegen, um die Abwässer, vor allem von den Märkten und Läden, in die Rinnsteine zu lenken. Diese schon über ein Jahrhundert alte, so simple wie geniale Methode der Pariser Wasserwerker, hatte den Londoner Künstler inspiriert zu einer Fotoserie, die zur Ausstellung auch in einem Katalog im Taschenbuchformat erschien. Vor diesem Projekt "Barrage", war Steve McQueen eher bekannt geworden als Vertreter einer Filmästhetik der Langsamkeit. Sein Film "Catch" 1997 war als englischer Beitrag auch auf der documenta X in Kassel zu sehen. Am liebsten inszenierte er Stummfilme für minutiös abgestimmte räumliche Gegebenheiten das Gegenteil also zu Trivialdramen und zum Kino überhaupt. McQueen arbeitete zwar mit dem Medium Film, dies aber lediglich, um die Regeln des Filmischen auf den Kopf zu stellen. Ohne Story, in aberwitzigen Bildeinstellungen und zugleich strengen Maßanpassungen an die vorgesehenen Ausstellungsorte formulierte der Künstler jeweils Auffassungen von Männlichkeit und Körperlichkeit, die verstörend wirkten, gerade auch wegen der dargestellten Trägheit des Daseins. Auch die 55-teilige Foto-Serie "Barrage" lebt aus dem Rhythmus des Unaufgeregtseins und doch passiert jede Menge. Immer wieder greift der Künstler andere abstrakte Kompositionen aus den Gegebenheiten der Straße heraus. Die Pariser Lumpenrollen liegen mal nass und formlos wie Wischlappen, dann wieder sorgsam verschnürt und aufgerollt wie Gebetsteppiche zwischen Gully und Asphaltdecke. Als ob Steve McQueen den Tastsinn des Betrachters aktivieren wollte, lebt jedes Einzelbild aus der Spannung verschiedener Ereigniszonen, die der Künstler in ihrer unendlichen Vielgestaltigkeit erkannt hat. Andere Zeiten, andere Botschaft Suggestiv ist aber nicht nur das Verhältnis von Bordsteinfragment, Straßenmarkierung, versandetem Schlammfang und eben jenen Lappen, die ein Feld abstecken, worin die Imagination frei kombinieren kann. McQueen stilisiert das Alltägliche zum Außergewöhnlichen. Bei Raffael Rheinsberg, dem deutschen Meister des Fundstück-Samplings, der in seiner Installation "Unter freiem Himmel" von 1980 die gleichen Pariser Motive samt den originalen Rinnsteinbündeln zum Einsatz brachte, steckten in der Form noch deutlich politische Implikationen. So ändern sich die Zeiten. STEVE MCQUEEN Barrage in Paris // Der Londoner Künstler Steve McQueen, Jahrgang 1969, erhielt kürzlich den begehrten Turner-Preis für seine Video-Film-Projekte zum Thema Langsamkeit und Raum. Ein DAAD-Stipendium bringt dem Künstler einen Jahresaufenthalt in Berlin. Seine Ausstellung "Barrage" in der DAAD-Galerie, Kurfürstenstr. 58, ist bis 12. März zu sehen, tgl. 12. 30 19 Uhr.

For several years, Paul Kooiker and Erik Kessels have organized evenings for friends in which they share the strangest photo books in their collections. The books shown are rarely available in regular shops, but are picked up in thrift stores and from antiquaries. The group’s fascination for these pictorial non-fiction books comes from the need to find images that exist on the fringe of regular commercial photo books. It’s only in this area that it’s possible to find images with an uncontrived quality. This constant tension makes the books interesting. It’s also worth noting that these tomes all fall within certain categories: the medical, instructional, scientific, sex, humour or propaganda. Paul Kooiker and Erik Kessels have made a selection of their finest books from within this questionable new genre. Incredibly small photobooks is the second volume (after Terribly awesome photobooks) showing this amazing collection.


ERIK KESSELS SPECIAL BOOKS from RVB BOOKS on Vimeo.






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